Ausstellung mit Skizzen von Jürgen Bertelsmann

ZEICHNUNGEN VON JÜRGEN BERTELSMANN zeigt die Ettlinger Museumsgesellschaft aus Anlass der zehnjährigen Städtepartnerschaft Ettlingen mit Gatschina , wo die Werke entstanden

Sehnsucht nach Mitmenschlichkeit

Ausstellung mit Skizzen von Jürgen Bertelsmann aus der Region Gatschina

„Schau Dir die Gesichter in meinen Skizzenbüchem an, so kannst Du alles mitfühlen“, schrieb Jürgen Bertelsmann seiner Frau Anne­marie von der russischen Front. Und wirklich – der Blick in die Gesichter ist zugleich ein Blick in die seelische Verfassung der Porträtierten: Alle Linien in einem zerfurchten Gesicht fallen nach unten. Tiefe Trauer spricht aus den Zü­gen. Nur die Augen sind nach oben gerichtet, schauen in die Feme. Es sieht aus, als ob der Mann nach einem Ausweg, nach einem Hoff­nungsschimmer sucht. Es ist ein Soldat, den Bertelsmann gezeichnet hat, der von der Front zurückkehrt, wo 40 Grad minus herrschen.

Die Skizzenbücher und Briefe des 1913 im niedersächsischen Worpswede geborenen Künstlers sind jetzt bis zum 14. November in einer Ausstellung der Museumsgesellschaft im Musensaal des Schlosses zu sehen. Anlass für die Präsentation der Werke, die Bertelsmann in der Umgebung von Gatschina, der russischen Partnerstadt von Ettlingen, gezeichnet hat, ist die seit zehn Jahren bestehende Städtepartner­schaft.

Als „Wegstrecke der Versöhnung, mit dem Ziel, den Frieden zu bewahren“, charakteri­sierte Bürgermeister Werner Raab bei der Ausstellungseröffnung im Foyer der Stadthalle, wo ein Teil der Werke anlässlich der Partner­schaftsfeier gezeigt wurden, die Verbindung zwischen den beiden Städten. „Vor allem kleine und mittlere Städte können ein genaues Bild von ihrem Heimatland übermitteln“, so der Oberbürgermeister von Gatschina, Stanislav Semenovic Bogdanov. Musikalisch gestalteten die Vernissage Andreas Winger (Klarinette), Jonas Hirsch (Klarinette) und Anja Weber (Fa­gott) von der Musikschule Ettlingen.

Dietlind Bertelsmann, Tochter des Künstlers, stellte in ihrer Laudatio die geistige Haltung ihres Vaters dar, die in seinen Skizzen zum Ausdruck kommt: „Von beiden Seiten sehnten sich die Menschen danach, mitmenschlich empfinden zu dürfen. Mein Vater unterschied nicht zwischen Feinden und Freunden, er sah Mitmenschen, er fühlte mit ihnen.“ Die Frau des Künstlers veröffentlichte seine Skizzen.

„Ich muss etwas unternehmen. Ich kann nicht nur das Album anschauen“, erzählte Tat­jana Kawuktschan bei der Vernissage, wie sie auf die Idee kam, die Zeichnungen von Bertels­mann in einer Ausstellung in Tajzy, einer klei­nen Stadt bei Gatschina, in der ein Großteil der Skizzen entstand, zu zeigen. „Die Ausstellung traf auf große Resonanz, und veränderte die öf­fentliche Meinung“, erzählt sie. Auch bei Mei­ke Simonis hat die Ausstellung Eindruck hin­terlassen; und so regte sie bei der Museumsge­ellschaft an, die Skizzen zu zeigen. Geöffnet ist die Ausstellung dienstags bis freitags von 14 Uhr 30 bis 17 Uhr. Samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr.         

BNN, Beate Maisch

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