10 Jahre Ettlingen-Gatschina

Anmerkungen zur Partnerschaft

Zehn Jahre Partnerschaft  Gatschina-Ettlingen bestimmt am kommenden Wochenende das gesellschaftliche Leben an der Alb. Mit einer Ausstellung, Pflanzen von Birken, einem Festakt und einem Gottesdienst wollen Ettlinger Bürger mit Freunden aus Gatschina das „kleine Jubiläum“ der Freundschaft zwischen der russischen Stadt bei Sankt Petersburg und Ettlingen zelebrieren.

Am 12. Juni 1992 in einer Zeit der Wirren, die ruhmreiche Sowjetunion war gerade untergegangen, besiegelten Oberbürgermeister Viktor P. Lebedev und Oberbürgermeister Josef Offele mit ihrer Unterschrift im Rathaus von Gatschina den Partnerschaftsvertrag. Die künftigen Partner wollten im Gegensatz zu den partnerschaftlichen Beziehungen Ettlingens mit den Städten in Westeuropa, die sich im Wesentlichen auf Kultur- und Sportförderung beschränken, auch wirtschaftlich die ein oder andere Bindung miteinander aufnehmen. Die Gemeindepolitiker aus dem 90 000 Einwohner zählenden Gatschina boten sogar ein dort auf Grund der Abrüstung zwischen Ost und West leer stehendes Rüstungskombinat für Gewerbeansiedlung aus Ettlingen und Umgebung an. Dies blieb ein Wunschtraum.

Gut dagegen liefen in der Anfangsphase die kulturellen und sportlichen Kontakte. Auch beim Schüleraustausch gab es in den Anfangsjahren viele erfolgsversprechende Initiativen. Begeistert wurden im Juli 1992 Ettlinger Läufer nach einer Strecke von 2 500 Kilometern im Stadion von Gatschina empfangen. Und vor ausverkauften Häusern traten Musikgruppen wie „Russkie Napiewy“ oder „Aleko“ in Stadthalle bzw. Herz-Jesu-Kirche auf.

Als die erste Euphorie verflogen war, gab es eine missliche Geschichte um den Bau einer „Milchküche“ zur Versorgung von Kleinkindern auf dem Gelände eines Poliklinikums in Gatschina. Bis heute ist nicht genau geklärt, wohin die von OB Offele an den damals neuen OB Stanislas Bogdanov überbrachten und an Klinikchef Josif Jakubowitsch weiter geleiteten 90.000 Mark Ettlingens flossen (zusätzlich kamen Spenden in Höhe von 30.000 Mark von der Deutsch-Russischen Gesellschaft).

Letztlich konnte die Angelegenheit die Freundschaft nicht untergraben. Dafür sorgten die Vielzahl an humanitärer Hilfstransporten bis ins Jahr 2001 hinein. Dazu gab es jede Menge privater Initiativen als Zeichen beispielhaften persönlichen Miteinanders. Wer nach zehn Jahren heute nach Gatschina kommt, wird eine Stadt vorfinden, die auf der Basis einer wesentlich verbesserten wirtschaftlichen Lage in Russland vor Zukunftsoptimismus sprüht. Menschenschlangen vor Lebensmittelgeschäften wie zu Beginn der Partnerschaft gibt es nicht mehr. Die Straßen und Plätzen sind von geschäftigen Treiben belebt. Es herrscht eine Art „Turbokapitalismus“, genährt durch die nur 45 Kilometer entfernte Wirtschaftsmetropole Sankt Petersburg, mit vielen sozialen Schattenseiten, aber doch einem verbesserten Leben für die Bevölkerung.

Morgen wird die offizielle 29-köpfige Delegation aus Gatschina mit OB Bogdanov und Kulturamtsleiterin Antonina Katschalowa erwartet. Eigentlicher Auftakt ist eine Vernissage am Freitag, 18. Oktober, 19.30 Uhr, in der Stadthalle. Gezeigt werden dort Arbeiten des Worpsweder Künstlers Jürgen Bertelmann, die im Zweiten Weltkrieg in Gatschina und Umgebung entstanden. Das Birkenwäldchen wird am Samstag um 11 Uhr beim Seehof gepflanzt. OB Offele wird erst am Abend um 19 Uhr zum Festakt in der Stadthalle erwartet.

BNN, J.C. Weis

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