Staufermedaillen für Verdienste um Versöhnung und Völkerverständigung

Europaminister Peter Friedrich hat neun ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern für
ihr Wirken im Bereich „Versöhnung, Vergangenheitsbewältigung, Völkerverständigung – Frieden in
Europa“ die Staufermedaille überreicht.
„Der Zusammenhalt unserer Bürgerschaft, in den Kommunen, in Deutschland aber auch in Europa
insgesamt hängt ganz entscheidend von Menschen wie den heute Geehrten ab. Mit ihrem Engagement
leisteten und leisten sie einen unschätzbaren Beitrag dafür, dass es in unserer Gesellschaft nicht nur
ein Nebeneinander, sondern auch ein gutes Miteinander gibt“, sagte der Minister für Bundesrat Europa
und internationale Angelegenheiten, Peter Friedrich, anlässlich der Verleihung von neun
Staufermedaillen an ehrenamtlich Engagierte aus dem Bereich „Versöhnung,
Vergangenheitsbewältigung, Völkerverständigung – Frieden in Europa“.

Gerhard Laier wird ausgezeichnet für seine Arbeit in der Deutsch-Russischen Gesellschaft Ettlingen e.V. und im Vorstand des Bundesverbands Deutscher West-Ost-Gesellschaften. Er kümmert sich hierbei um Deutschunterricht in Russland, den Schüleraustausch diverser Gymnasien, die Weiterbildung von Berufsschullehrern und um die Vermittlung von Praktikumsplätzen in Ettlingen und Gatschina, der Partnerstadt von Ettlingen. Aber nicht nur junge Menschen aus beiden Städten betreut und unterstützt Laier. Er setzt sich auch für einen Austausch in den Bereichen Kultur und Sport zwischen Seniorinnen und Senioren ein. Auch die Schicksale ehemaliger Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter in Ettlingen sind ihm ein Anliegen. Gerhard Laier hat geholfen, zu Überlebenden und deren Angehörigen Kontakte zu knüpfen und sie nach Ettlingen einzuladen.

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Stauermedaillen ür Verdienste um Versöhnung und Völkerverständigung

Staufermedaille

Bemerkungen zur Medaille
von dem Ordinarius für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Tübingen,
Prof. Dr. Hansmartin Decker-Hauff (1917 -1992)

 

„Diese Medaille soll sinnfällig machen, wie das heutige Land mit seiner weiter zurücklie­genden Geschichte verklammert ist. Aus diesem Grunde wurde 1977 die Ausstellung zur Geschichte und Kultur der Stauferzeit geplant und durchgeführt; aus diesem Anlass wurde auch die Medaille geprägt.

Die Vorderseite trägt die Inschrift „Die Staufer + 1079 – 1268 +“ und betont damit die Rolle der Staufer als Herzoge von Schwaben: 1079 betraute der salische Kaiser Heinrich IV. den bisherigen Grafen im Riesgau und Erbauer der Burg Staufen, seinen Schwiegersohn Friedrich mit dem Herzogtum Schwaben. Fast 200 Jahre lang sind die Hohenstaufen dann Herzoge von Schwaben gewesen. Mit der Hinrichtung Konradins in Neapel 1268 endet ihre Herrschaft sowohl in Italien wie in Deutschland; in ganz besonders starker Weise wirkt sich das Ende des Geschlechts in seinen Stammlanden aus. Viele in der Stauferzeit hoff­nungsvoll eingeleitete Prozesse (Landesausbau, Rodung, Städtebau, Fernhandel) stagnie­ren nun oder werden rückläufig (Zwergstädte), die fehlende Zentralgewalt eines Herzogs ermöglicht das Aufschießen kleinerer und mittlerer Mächte.

Die Stauferzeit wird bewusst nicht als „Glanzzeit“ interpretiert, sehr wohl aber als die Zeit, in der bis heute weiterwirkende Impulse gegeben wurden. Aus diesem Grunde zeigt die Medaille auch nicht den „glanzvollsten“ Staufer, Kaiser Friedrich II., sondern den Herr­scher, von dem die nachhaltigsten Anregungen kamen, Friedrich Barbarossa. Sein Thron­bild, streng frontal, angelehnt an die spätantike und byzantinische Tradition der Herrscher­darstellung, weist mit Reichskrone und Friedenszepter, Reichskreuz und Sphaira auf den supranationalen Charakter des staufischen Reiches.

Die Rückseite nimmt diesen Gedanken auf: Sie zeigt das Wappen mit den drei Löwen, das seit Heinrich (VII.) von den Staufern geführt wurde und seit 1952 das Wappen unseres Bundeslandes ist. Während Barbarossa noch einen Löwen führte, nahmen seine Söhne (als Hinweis auf Welfenherkunft und Welfenbesitz) den welfischen Löwen als zweiten mit in das Familienwappen auf. Auch der dritte, seit etwa 1216 geführte Löwe dürfte eine terri­toriale Anspielung enthalten.

Das Drei-Löwen-Wappen ist mit dem Sturz der Staufer nicht vergessen oder herrenlos geworden. Die Habsburger versuchten mehrfach, aus ihren elsässischen, schwäbischen, in Ostburgund, im Jura und im Gebiet der späteren Schweiz gelegenen Hausgütern ein Herzogtum Schwaben – in anderen Grenzen, aber mit betont staufischer Tradition – wieder aufzurichten, in das auch die Königstädte sich hätten sinnvoll einfügen können. Dieses Vorhaben scheiterte nicht zuletzt am Emanzipationsprozess der Schweiz, die aus dem Reichsverband wie aus dem auseinander gebrochenen Herzogtum Schwaben rasch her­auswachsend immer stärkere Eigenstaatlichkeit gewann. Dennoch blieb die Erinnerung an das Drei-Löwen-Wappen auch rechtlich weiter von Belang: Die Landvogteien in Ober- und Nieder-Schwaben führten es im Mittelalter ebenso wie später der Schwäbische Reichs­kreis. Im Wappen des unter und durch Napoleon geschaffenen Königreichs Württemberg hat es ebenso seinen Platz wie im bayerischen Staatswappen seit 1806. Mit der Annahme gerade dieses Wappens hat das Land Baden-Württemberg eine für alle früheren Landesteile gleichermaßen gemeinsame Geschichte und Tradition wieder aufgenommen.“

An der Gestaltung der Medaille waren die Medailleure Hubert Alter Zimmermann und Wolfgang Theodor Döhm beteiligt, ferner die Staatliche Münze, insbesondere deren dama­liger Leiter Herr Karl Förster, sowie als Sachverständige die Herren Prof. Dr. Decker-Hauff, Professor Brudi, Dr. Himmelein und Dr. Cichy.

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