Zeitzeugen der Leningrader Blockade in Ettlingen


Begegnung mit 4 Zeitzeugen der Leningrader BlockadeDrei Jahre lang, vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944, belagerte die deutsche Wehrmacht Leningrad (St. Petersburg); im September 1941 schlossen Wehrmacht und Waffen-SS einen Ring um die Stadt, woraufhin fast keine Lebensmittel mehr hinein gelangten.Einzig über den winters zugefrorenen Ladogasee wurde Nahrung gebracht – viel zu wenig für die damals zweieinhalb Millionen Einwohner der Stadt. Sie mussten sich mit immer kleineren Brotrationen behelfen, Suppen aus Tischlerleim essen, Krähen und Katzen, Vaseline und Glyzerin. 1,2 Millionen Menschen starben; viele kippten einfach um auf den Straßen, in denen schon massenhaft Tote lagen.Die Stiftung Erinnerung, Verantwortung Zukunft in Berlin bewilligte unser Projekt im Rahmen des Handlungsfeldes Auseinandersetzung mit der Geschichte. Wir haben vier Bewohner aus Gatschina eingeladen, die als Kinder die Blockade erlebt haben.Am Donnerstag, 19. Oktober 18 Uhr laden wir alle Interessierten in die Scheune, Pforzheimerstraße 31 zu einem Gespräch mit den Zeitzeugen ein, das von Professor Gerold Niemetz moderiert wird.


Sie haben Schreckliches erlebt. Als Kinder haben sie in die Abgründe der Menschheit geblickt, und dennoch zeigen die Gesichter der vier Zeitzeugen der Leningrader Blockade eine Vorfreude auf die vier Besuchstage in Ettlingen und Baden-Baden. Zum Teil sind sie das erste Mal in Deutschland wie der Vorsitzende des Vereins Leningrader
Blockade, Alexander Wachter, der heute in Gatschina lebt. Er erinnere sich noch gut an die Schrecken der Blockade, so Wachter gegenüber OB Johannes Arnold auf dem Empfang im Rathaus am Donnerstag vergangener Woche. Trotz all der Grausamkeiten durch die Wehrmacht und die Waffen-SS während der drei Jahre währenden Blockade, als die deutschen Kriegsgefangenen durch Leningrad geführt wurden, hatten die russischen Frauen Mitleid mit diesen Elendsgestalten, so Wachter. Wichtig sei doch, nicht über Hass und Rache zu reden, sondern über Freundschaft, damit wir in Frieden leben.


Erinnerungsbuch

Aleksandr Wachter

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Erinnerungsbuch

Klimow Eugen Sergewitsch

Wir lebten, lernten und arbeiteten ….

Ich, Klimow Eugen Sergewitsch wurde ebenso wie mehrere Generationen meiner Vorfahren in Leningrad, Petersburg geboren. Im Sommer1941 als der Krieg begann, hatte unsere Familie eine Datscha in Sablino am Ufer des Flusses Tosno gemietet. Meine Mutter, meine ältere Schwester und ich wohnten auf der Datscha. Mein Vater arbeitete im Werk Sudomech, wo Unterseeboote gebaut und repariert wurden. Meine Mutter kümmerte sich um die Kinder. Die deutschen Truppen erreichten die Stadt Kolpino sehr schnell, deshalb flüchteten wir alles zurücklassend, auch die Lebensmittel, nach Leningrad. Bei Kriegsbeginn war ich 5 Jahre alt, meine Schwester war 11. Meine Mutter wurde zum Ausheben  von Schützengräben in der Nähe von Luga eingezogen. Von dort musste sie vor den anrückenden Deutschen flüchten. Mein Vater war ein hochqualifizierter Spezialist, deshalb wurde er nicht in die Armee eingezogen. Er war im Werk kaserniert, war also niemals zu Hause. Um uns Kinder kümmerte sich meine Großmutter.                                                             

Wir lebten in der Großfamilie  meines Vaters. Sehr früh begann in diesem  Herbst der Winter. Und zusammen mit ihm die Blockade, Kälte und schrecklicher Hunger. Im Januar 1942 starben innerhalb weniger Tage mein Vater, sein Bruder, ihre Mutter – unsere Großmutter. Unser Haus hatte Zentralheizung, Heißwasserversorgung, Telefon, Fahrstuhl, aber nichts funktionierte. In der Wohnung fehlte vor allem das, was in der damaligen Zeit am wichtigsten war – ein Ofen. Alle die am Leben geblieben waren, versammelten sich in der Küche um den kleinen eisernen Ofen, den  mein Vater selbst gebaut hatte. Als Brennmaterial dienten das eichene Parkett und Möbel, zum Anzünden – Bücher

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