

Sie haben Schreckliches erlebt. Als Kinder haben sie in die Abgründe der Menschheit geblickt, und dennoch zeigen die Gesichter der vier Zeitzeugen der Leningrader Blockade eine Vorfreude auf die vier Besuchstage in Ettlingen und Baden-Baden. Zum Teil sind sie das erste Mal in Deutschland wie der Vorsitzende des Vereins Leningrader
Blockade, Alexander Wachter, der heute in Gatschina lebt. Er erinnere sich noch gut an die Schrecken der Blockade, so Wachter gegenüber OB Johannes Arnold auf dem Empfang im Rathaus am Donnerstag vergangener Woche. Trotz all der Grausamkeiten durch die Wehrmacht und die Waffen-SS während der drei Jahre währenden Blockade, als die deutschen Kriegsgefangenen durch Leningrad geführt wurden, hatten die russischen Frauen Mitleid mit diesen Elendsgestalten, so Wachter. Wichtig sei doch, nicht über Hass und Rache zu reden, sondern über Freundschaft, damit wir in Frieden leben.


Erinnerungsbuch
Aleksandr Wachter
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Erinnerungsbuch
Klimow Eugen Sergewitsch
Wir lebten, lernten und arbeiteten ….
Ich, Klimow Eugen Sergewitsch wurde ebenso wie mehrere Generationen meiner Vorfahren in Leningrad, Petersburg geboren. Im Sommer1941 als der Krieg begann, hatte unsere Familie eine Datscha in Sablino am Ufer des Flusses Tosno gemietet. Meine Mutter, meine ältere Schwester und ich wohnten auf der Datscha. Mein Vater arbeitete im Werk Sudomech, wo Unterseeboote gebaut und repariert wurden. Meine Mutter kümmerte sich um die Kinder. Die deutschen Truppen erreichten die Stadt Kolpino sehr schnell, deshalb flüchteten wir alles zurücklassend, auch die Lebensmittel, nach Leningrad. Bei Kriegsbeginn war ich 5 Jahre alt, meine Schwester war 11. Meine Mutter wurde zum Ausheben von Schützengräben in der Nähe von Luga eingezogen. Von dort musste sie vor den anrückenden Deutschen flüchten. Mein Vater war ein hochqualifizierter Spezialist, deshalb wurde er nicht in die Armee eingezogen. Er war im Werk kaserniert, war also niemals zu Hause. Um uns Kinder kümmerte sich meine Großmutter.
Wir lebten in der Großfamilie meines Vaters. Sehr früh begann in diesem Herbst der Winter. Und zusammen mit ihm die Blockade, Kälte und schrecklicher Hunger. Im Januar 1942 starben innerhalb weniger Tage mein Vater, sein Bruder, ihre Mutter – unsere Großmutter. Unser Haus hatte Zentralheizung, Heißwasserversorgung, Telefon, Fahrstuhl, aber nichts funktionierte. In der Wohnung fehlte vor allem das, was in der damaligen Zeit am wichtigsten war – ein Ofen. Alle die am Leben geblieben waren, versammelten sich in der Küche um den kleinen eisernen Ofen, den mein Vater selbst gebaut hatte. Als Brennmaterial dienten das eichene Parkett und Möbel, zum Anzünden – Bücher