Zeitzeugen aus deutscher Besatzungszeit gesucht

Historikerin Alexandra Farafonova möchte weißen fleck in der geschichte des schlosses gatschina beseitigen

Alexandra Farafonova

Die Historikerin Alexandra Farafonova arbeitet im Schloss Gatschina. Gerade am Mittwoch, 26. Januar, stand der imposante Palast mit seinen mehr als 600 Zimmern wieder im Blickpunkt des Interesses der Bürger von Ettlingens Partnerstadt: Gefeiert wurde der 67. Jahrestag der Befreiung von der „faschistischen Besatzung“ Gezeigt wurden dabei von der lokalen Presse auch alte Fotos vom 1944 brennenden und verwüsteten Schloss das ehedem von Zar Alexander III. als Kaiserrede Residenz genutzt wurde. Sein Sohn Nikolaus II. der letzte Zar der von den Bolschewiken mitsamt seiner Familie gemeuchelt wurde verbrachte in dem Palast mit dem herrlichen und gigantischen englischen Garten seine Jugend und stand 1917 nach seiner Abdankung dort zeitweise unter Hausarrest. Die Geschichte dieses Palastes ist weitgehend erforscht. Allerdings gibt es einen weißen Fleck. Dies betrifft die Zeit als Gatschina vor 13. September 1941 bis 26. Januar 1944 von deutschen Truppen besetzt war. Wie das Leben damals im Schloss war, möchte Alexandra Farafonova auch mit Unterstützung von deutscher Seite, dabei insbesondere von Menschen aus der Partnerstadt Ettlingen, aufarbeiten und Licht ins Dunkel dieser Zeit bringen.

Damals bei der Belagerung des 40 Kilometer entfernten Leningrad (heute Sankt Petersburg) – waren im Schloss Teile der 18. Armee zunächst unter General von Küchler und nachfolgend Georg Lindemann untergebracht. Lindemann selbst war mit dem sogenannten L. Armeekorps,  das er 1940 im Wehrkreis V (dazu zählten das Land Baden, Württemberg und Hohenzollern) ausgehoben hatte. Die Tatsache dass diese in Gatschina untergebrachten Soldaten des L. Armeekorps im Wesentlichen aus Städten und Gemeinden des Südwestens kamen. lässt Farafonova hoffen, auch noch ein Menschenalter später über die BNN Informationen von deutscher Seite über diese drei deutschen Jahre im Schloss Gatschina zu erhalten. Dass das nicht ganz hoffnungslos ist, zeigen die Erinnerungen des verstorbenen Ettlinger Prälaten Albert Bissinger: Als dieser in den 90er Jahren vor der der Städtepartnerschaft seines Heimatstadt mit Gatschina erfuhr, berichtete er, dass er im September 1942 in das Lazarette der 18. Armee in Lindemann-Stadt, wie Gatschina unbenannt war, eingeliefert worden war.

Und er war nicht der einzige Schwerverletzte aus Ettlingen den er dort im Lazarett traf (wir berichteten seinerzeit).

Deshalb hat Alexandra Farafonova über die Kunsthistorikerin und Dolmetscherin Elena Mescherjakova, die heute in Baden-Baden wohnt und ehedem im Museum des Schlosses Gatschina arbeitete, einen Brief geschickt mit der Bitte, ihn in den Medien zu veröffentlichen.

Unter anderem schreibt die Historikerin aus dem Schloss Gatschina: „Wenn es noch deut­sche Zeitzeugen gäbe, wäre dies ein Glücksfall. Aber ebenso wertvoll wären Informationen aus zweiter Hand von Familienangehörigen und Nachfahren“.

Vielleicht gebe es in der ein oder anderen Fa­milie Fotos, Briefe, Tagebücher, Erinnerungen oder Filme aus Gatschina von verstorbenen Angehörigen, die als Soldaten dort waren.“
BNN, Johannes-Christoph Weis v. 26.01.2011

Kontakt:
Alexandra Farafonova, Russland, Leningrat Oblast, 18 83 50 Gatschina, Krasnoarmeisk Prospekt 1, Museum Schloss Gatschina, E Mail: a_farafonova@mail.ru oder über E. Mescherjakova, E-Mail: kursana@web.de, Telefot (0 72 21) 98 82 81, oder G. Laier, DRG Ettlingen, Telefon (0 72 43) 53 65 88

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